Corona und die Müllproblematik: ein Gespräch mit Sandra Reichenberger von Lingen Unverpackt

Corona und die Müllproblematik: ein Gespräch mit Sandra Reichenberger von Lingen Unverpackt

Plastikmüll und seine Folgen sind in aller Munde. Wir überfluten die Ozeane mit nicht abbaubaren Stoffen in derartigen Mengen, dass natürliche Kreisläufe damit nicht mehr umgehen können. Umso wichtiger ist es, dass jeder Einzelne von uns dazu beiträgt, die Müllproblematik zu lösen.

Wir haben mit Sandra Reichenberger von „Lingen Unverpackt“ gesprochen. Sie ist Teil des Lingen Liefert Konzeptes und erzählt, wie schwer die Krise für den Laden war, welche Ideen das Team zur Bewältigung hatte und wie es dem Geschäft heute geht.

Im Januar 2020 wurde „Lingen Unverpackt“ gegründet. Auf Plastikverpackungen wird in dem kleinen Laden verzichtet, stattdessen können sich die Kunden Müsli, Reis, Nudeln und andere Lebensmittel selbst in mitgebrachte Gefäße abfüllen. Auch Drogerieprodukte wie Seife und Shampoo gibt es zu kaufen, die benötigten Gläser und Flaschen können ebenfalls erworben werden.

Ein gelungener Start – kurz vor der Krise

Nachhaltigkeit ist für die Lingener Bevölkerung ein wichtiges Thema, das zeigte sich in den langen Schlangen vor dem Geschäft. Auch nach der Eröffnung ging es steil bergauf, das angebotene Konzept war ein voller Erfolg. Doch das war vor der Coronapandemie. Mit dem ersten Lockdown blieben die Kunden aus, obwohl der Laden wegen der verkauften Lebensmitteln weiter geöffnet blieb. Die Bedenken der Übertragung des Virus waren in der Bevölkerung einfach zu groß, verpackte Nahrungsmittel schienen die sichere Lösung. Obwohl es nach einem besonders schlimmen Juni im Sommer wieder ein wenig bergauf ging, konnten die Zahlen vor der Krise nicht mehr erreicht werden.

Neue Ideen sind gefragt

Corona hat uns so viel Plastikmüll wie nie zuvor beschert. Achtlos weggeworfene und täglich gewechselte Einweghandschuhe und Masken liegen auf den Straßen, bestenfalls landen sie im Müll. Umso wichtiger ist es, in anderen Bereichen auf Plastikverpackungen zu verzichten! Was aber tun, wenn die Kunden nicht in den Laden können?

Zunächst gab es einen Abfüllservice, der den Kontakt mit anderen Kunden reduzierte und die Einhaltung von strengen Hygienemaßnahmen möglich machte. Dann ging die Genossenschaft rund um Sandra noch einen Schritt weiter und entwickelte kleine Kisten mit unterschiedlich gefüllten Tüten. Egal ob Singlehaushalt oder Großfamilie, für jeden gibt es die passende Größe. Per Anruf oder Mail kann bestellt werden, über Lingen Liefert werden die Kisten dann direkt vor die Haustüre geliefert.

Es geht wieder bergauf

Besonders über Mail, Facebook und Instagram wurde viel bestellt, es haben sich mittlerweile viele treue Stammkunden ergeben. Die Öffnungszeiten können immer weiter ausgeweitet werden, auch aufgrund der stetig steigenden Kundenanzahl. Das freut das gesamte Team von Lingen Unverpackt sehr!

Über den Laden hinaus sieht Sandra großen Handlungsbedarf im Vermitteln von Themen wie Nachhaltigkeit und Müllvermeidung. Gemeinsame Infoabende für derzeitig bis zu 10 Personen werden dazu genutzt, Informationen weiterzugeben und sich untereinander auszutauschen. Dabei geht es keinesfalls darum, sich vollkommen einzuschränken und auf alles zu verzichten: „Besser 100 Menschen, die schrittweise immer mehr darauf achten und das eigene Verhalten hinterfragen und anpassen als einer, der alles 100%ig richtig macht“.


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